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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2005-10-07 | [This text should be read in deutsch] |
Hörst du nicht die BÀume rauschen
DrauĂen durch die stille Rund? Lockts dich nicht, hinabzulauschen Von dem Söller in den Grund, Wo die vielen BĂ€che gehen Wunderbar im Mondenschein Und die stillen Schlösser sehen In den FluĂ vom hohen Stein? Kennst du noch die irren Lieder Aus der alten, schönen Zeit? Sie erwachen alle wieder Nachts in Waldeseinsamkeit, Wenn die BĂ€ume trĂ€umend lauschen Und der Flieder duftet schwĂŒl Und im FluĂ die Nixen rauschen â Komm herab, hier ists so kĂŒhl âHörst du nicht die BĂ€ume rauschen / DrauĂen durch die stille Rund?â Joseph von Eichendorffs Lockung beginnt wahrlich nicht mit einer Frohlockung. Es klingt eher nach Vorwurf, was wir in der ersten Strophe vernehmen. Die fast aufdringliche Frage-stellung im Kreuzvers wĂŒrde, in unsere Zeit ĂŒbertragen, wohl heiĂen: Was sitzt ihr hier in euren Wohnstuben vor diversen Bildschirmen herum, wo da drauĂen das, was von der Natur noch ĂŒbrig ist, auf euch wartet? Es ist dann die Gewalt der Assoziationen, die den Geist der Romantik dominieren lĂ€sst. AufwĂŒhlende Landschaften rufen Erinnerungen wach. Der Dichter fragt noch immer, doch klingt es versöhnlich: âKennst du noch die alten Lieder / Aus der alten, schönen Zeit?â Und dann wird aus der Verlockung trĂ€umender BĂ€ume, schwĂŒl duftender Flieder und rauschender Nixen doch noch eine konkrete Lockung: âKomm herab hier istâs so kĂŒhl.â Der SpĂ€tromantiker gibt sich in diesem letzten Vers stĂ€rker zu erkennen als in allen vorangegangenen, anklagenden und doch verfĂŒhrenden Naturbildern. Von wo herab? Vielleicht sogar vom Himmel? Wer hier beim Lesen in der richtigen (Miss)Stimmung ist, könnte schnell metaphysischen Gedankenanwandlungen erliegen. Wen wundertâs? Wir befinden uns mit Joseph von Eichendorff in der ersten HĂ€lfte des 19. Jahrhunderts. Wieder mal ging eine âschöne, alte Zeitâ zu Ende und eine neue, das Industriezeitalter, tauchte am Horizont auf. Dass es nur fĂŒr Wenige Wohlstand, aber fĂŒr Viele weiterhin bittere Armut bringen sollte, ist heute geschichtliche Gewissheit. Geisterte es aber bereits durch Eichendorffs Lockung als böse Vorahnung?
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