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Die Märchen der Gebrüder Schott
essay [ ]
I.Teil

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by [oana.ududec ]

2008-06-28  | [This text should be read in deutsch]    | 



Das Märchenbuch erschien zuerst im Jahre 1845 im berühmten J.G. Cotta`schen Verlag in Stuttgart und Tübingen unter dem Titel „Walachischen Märchen herausgegeben von Arthur und Albert Schott. Mit einer Einleitung über das Volk der Walachen und einem Anhang zur Erklärung der Märchen“.
Zwei Brüder hatten sich zu einem gemeinsamen Werk zusammengefunden und welcher Leser denkt dabei nicht an die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm, die mit ihren weltbekannten „Kinder und Hausmärchen" erstmals das Interesse der europäischen Völker an ihren mündlichen Volkssüberlieferungen weckten. Von den Brüdern Grimm sind wohl auch die entscheidenden Anstöße zum Zustandekommen der „Walachischen Märchen“ ausgegangen. Aber wer waren die beiden Verfasser der Märchensammlung und welchen Umständen ist es zu verdanken , dass sie sich den Volksmärchen des rumänischen Banats zuwandten?
Sammler war nur Arthur Schott. Schon in seiner Kindheit fällt bei Arthur eine besondere Neigung zu Dichtung und Musik auf.
Er absolviert die landwirtschaftliche Akademie in Stuttgart-Hochheim und tritt dann als Agronom in den Dienst des Grafen Alexander von Württenberg. Mit der Zeit fällt bei Arthur auch eine Neigung zur Poesie auf. Arthur Schott unterhielt damals freundschaftliche Beziehungen zu berühmten zeitgenössischen Dichtern wie Ludwig Uhland, Gustav Schwab und Nikolaus Lenau. Schott trat unter dem Einfluß dieser Persönlichkeiten selbst schriftstellerisch hervor; seine Freunde schätzen seine dichterische Begabung hoch ein und in seinen Gedichten ist wiederum ihr Einfluß deutlich zu verspüren.
Mit diesen Freunden teilte Arthur Schott auch das Interesse an der Volksdichtung. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Beschäftigung mit den Volksüberlieferungen des Banats hier ihre Wurzeln hat, zumal Lenau im Banat, nämlich im heutigen Lenauheim geboren ist.
1836 kam der Absolvent der Hocherheimer Akademie ins Banat, und zwar als Verwalter des Landgutes Bissigen in Jam, einem Dorf, das an der heutigen Grenze Rumäniens zum ehemaligen Jugoslawien gelegen ist. Es scheint aber, dass Arthur Schott nicht in Jam selbst, sondern eher in dem Städtchen Oravita wohnte; hier fand er sich in eine Landschaft versetzt, die derjenigen sehr ähnlich war, in der er seine Kindheit verbracht hatte. Infolgedessen fühlte er sich in diesem weit entlegenen Winkel der Welt fast wie zu Hause, wie auch aus seinen in dieser Zeit entstandenen Gedichten zu ersehen ist. Eines davon trägt den Titel „An der Bela Reka (in der Kraina im Banat).
Darin heißt es:
„Herrlich Tal, in deinen Gründen
Mahnt`s wie eine Heimat mich,
Schau ich dich, o dann entzünden
Jungend-Phantasien sich.
Deiner Wälder duft`ge Klause,
Deiner Felsen klüftig Heer,
Deiner Wasser frei Gebrause
Weckt mir ein Gedankenmeer...“
Arthur Schott lebte sich im Banat ziemlich rasch ein. Bald begann er sich nach Möglichkeiten umzusehen, die ihn abseits von seinen täglichen Berufspflichten mit Literatur und Volksdichtung in Berührung bringen konnten. Zunächst unternahm er ausgedehnte Reisen durch Siebenbürgen, Oltenien und Muntenien. Anhand seines 1850 in Stuttgart erschienenen Gedichtbandes lassen sich die einzelnen Stationen seiner Reise gut verfolgen, denn den wichtigsten Orten, durch die ihn sein Weg führte, widmete er die Gedichte: Sighet, Mehadia, Sasca, Motru, Filiasi, Craiova, Bukarest, Târgovişte, Piteşti, Râmnicu-Vâlcea, Horezu, Târgu-Jiu, Tismana. Aber auch seine nähere Umgebung interessierte ihn. Er begann an volkstümlichen Zusammenkünften teilzunehmen und Vergangenheit, Lebensweise und Sprache von Rumänien zu studieren.
Der erste Aufenthalt Schotts im Banat währt von 1836 bis 1841. In Württenberg tritt er wieder seine Stelle auf den Gütern des Grafen Alexander von Württemberg an. Zugleich nimmt er zusammen mit seinem Bruder die Arbeit an einer gemeinsamen Edition der von ihm gesammelten Volkserzählungen auf.
Albert Schott wirkte damals als Professor für Philologie und Geschichte an einem Stuttgarter Gymnasium.Er hatte bereits mehrere philologische und historische Werke veröffentlicht, unter denen wir besonders hervorheben: „Die Deutschen am Monte-Rosa mit ihrem Stammgenossen“(Zürich 1840) und „Die deutschen Colonien im Piemont, ihr Land, ihre Mundart und Herkunft“ (Stuttgart und Tübingen 1842): es sind zwei frühe Werke zur sogenannten Sprachinselforschung. Albert Schott besaß die notwendigen Beziehungen zum Verlag J.G.Cotta und war darüber hinaus ein Kenner und Anhänger der mythologischen Anschauungen Jakob Grimms, die er in den Märchentexten seines Bruders bestätigt zu finden glaubte.

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Albert Schott der Jüngere (1809 – 1847)


Albert starb in jungen Jahren und hinterließ ein ungedrucktes Lebenswerk von mehreren Tausend Manusckriptseiten und eine zweibändige schwäbische Sagensammlung.
Der 1845 erschienene Märchenband entsprang also einer Gemeinschaftsleistung der Gebrüder Schott. Albert steuerte vor allem die Kommentare zu den Erzählungen und Teile der Einleitung bei, während Arthur die Erzählungen zum Druck vorbereitete. Es wurden 23 größere Erzählungen und 16 kleinere Stücke geschrieben. Die Märchen sind in zwei Sektionen gruppiert: die ersten haben im Mittelpunkt eine weibliche und die andere eine männliche Gestalt. Diese Gruppierung will die Gültigkeit der Theorie G.B. Vicos und der Brüder Grimm unterstreichen, auf Grund deren im Prinzip alle Märchen nach dem Persefona-Mythos (Dichotomie Sommer-Winter) strukturiert wären; und gleichzeitig, um durch Agglomeration die charakteristischen Unterschiede zwischen den Schwierigkeiten, die die zwei Typen treffen, hervorzuheben.
Nun treten wir in Schotts Märchenwelt ein, um den Begriff „Märchen“ in diesem Kontext besser zu verstehen. Wie alle Märchen ist auch bei Schott das Märchen dem gewöhnlichen Leben fremd, die Handlung spielt oft in fremden unbekannten Ländern, (eigentlich wird kein Land benannt) oder in längst vergangenen Zeiten. Es handelt sich um die Begebenheiten, die nicht mehr irdischer Natur sind und die eine außergewöhnliche, wunderbare Gestalt annehmen. Hier erscheinen nicht nur sterbliche Menschen, sondern auch eigentümliche Wesen, wie etwa: Ungeborene, Niegesehene („Die Ungeborene, Niegesehene“) goldene Meeresmädchen („Das goldene Meeresmädchen“), mächtige Nebeldrachen („Der Kaiserin Wundersohn“), goldene Kinder („Die eingemauerte Mutter“, „Die goldene Kinder“), Nixen, Personen aus der Bibel: die heilige Jungfrau, Herr Christus, der Gott selbst, der heilige Petrus, der Teufel („Die eingemauerte Mutter“, „Der Versöhnungsbaum“, „Der Zauberspiegel“, „Der Teufel im Faßhahnen“, „Der Teufel und sein Schüler“, „Der Herrgott als Gevater“, „Gottes Wanderung mit dem heiligen Petrus“, „Das Blutrote Seidenschaf“).
Ohne Gott anzurufen, wird das Leben des Helden gerettet; statt der guten Feen, die z.B. in Grimms Märchen erscheinen, um der unschuldigen demütigten Tochter zu helfen, wird diese Rolle in Schotts Märchen durch die Jungfrau Maria besetzt:
„Die heilige Jungfrau Maria erschien und hatte ihr befohlen, näher zu kommen. Da nahm die Geblendete die Mutter Gottes bei der Hand, führte sie zu einem Brunnen.[...] so hieß die Mutter Gottes sie, die Waschung noch zweimal wiederholen, und als dies geschehen war, sah sie wieder so gut wie vorher.“ („Der Zauberspiegel“)
„O mein Kind [...] dein Vater wird nicht wiederkommen. Er hat dich für immer verlassen und für den großen Schatz dem Teufel versprochen. [...] Sieh, meine Tochter, hier ziehe ich einen Kreis um dich, aus dem du aber durchaus nicht hinaustreten sollst.[...] Wenn ich jetzt fort bin, so wird die Höhle alle ihre feurigen Teufel senden, dich zu schrecken und zu bedrohen, aber sie werden dir nichts anhaben können! Sei mutig, in einer Stunde bin ich wieder bei dir.“ („Die eingemauerte Mutter“)
Was Schott in seinen Märchen einbringt, ist eine Vielzahl von Hauptpersonen, die nicht nur mittels übernatürlicher Hilfe handeln, sondern auch durch Beteiligung einfacher Menschen ihre Probleme lösen. Diese Helfer sind keine Feen oder Hexen, sondern kluge, erfahrene Männer und Frauen. Sie helfen den Helden durch weise Ratschläge oder aus eigener Leidenschaft und Menschenfreundlichkeit:
„Der Kaiser willigte ein und sie besprach sich in dieser Zeit mit ihrer Amme, welche ihr riet, noch ein Kleid von ihrem Vater zu verlangen, welches er ihr gewiß nicht machen lassen könne, nämlich von lauter Lausbälgen und verbrömt mit Bälgen von Flöhen.“
(„Die Kaisertochter im Schweinestahl“)
„-Geh nur und tut so, wie ich dir sage, geliebste Prinzessin, sprach Petru. Denn dein hoher Vater wird es, samt seinen Räten und Gelehrten, für ein göttliches Wunder halten, dass ich noch am Leben bin, und daher meinem Rat um so mehr glauben beimessen.“ („Vom weißen und vom roten Kaiser“)
Manchmal stehem dem Helden die Tiere selbst mit weisen Ratschlägen zur Seite:
„Auf dem Wege dahin sprach die gefleckte Kuh zu ihrem Herrn:
-Petru, wenn der Kaiser deinen Wagen laden lässt, wird er dich wiederholt fragen, ob es genug sei; sprich dann jedesmal nein, bis ich dir ein Zeichen gebe.(„Die Wunderkühe“)
„...da sagte das Pferd zu seinem Herrn:
-Jetzt mein Prinz [...], gehe du denn zum König und verdinge dich in einen Dienst, damit du zu leben hast, bis wir unseren Weg fortsetzen können. Fürchte dich keineswegs, denn ich werde dir schon helfen.“ (Juliana Kosseschana“)
Man gewinnt demnach den Eindruck, dass Schott, in der Absicht eine übernatürliche und phantastische Atmosphäre zu schaffen, als Hauptelemente der Komposition die Religion, die Metamorphosen, die guten und bösen Geister, Helden, die zauberhaften Gaben verwendet.

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