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Bei der Granatapfelernte in Rahova – 2
prosa [ ]
Erinnerungsroman von Anni- Lorei Mainka [Almalo ] (1958 - 2014)
Serien: Ãœbersetzungen

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von [Delagiarmata ]

2015-06-05  |   

zum Originaltext  | 



Wer mit der Tramway fährt, weiß, wie es in der Tramway ist. Wer mit dem Auto fährt, muss nicht wissen, wie es mit der Tramway ist. Aber wer mit der Tramway bis nach Rahova fährt, oder weiter bis in die Alexandriei-Chaussee, wo sich ein internationales Depot befindet, in welchem Straßenbahnfahrer, Reisende und Chauffeure aus der ganzen Welt stolz rauchen auf den wenigen Terrassen oder in Naes Bierschenke von einigen dem Bürgersteg abgezweigten Quadratmetern; eh, dieser Tramwayreisende, auch wenn er nur einmal gefahren ist, wird das nicht vergessen. Ich weiß nicht, ob er noch mit der Tramway wird fahren wollen, aber er wird was zu erzählen haben zu Hause oder bei den Gästen aus dem Okzident und bestimmt wird er sich ein kleines Auto oder Geld fürs Taxi wünschen, wo er dem Chauffeur erzählen wird, dass er ein einfacher Besucher in Rahova ist, als ein anständiger Mensch, und er nicht herumsitze zwischen, eh, du weißt gar nicht, wie du das nennen sollst.

Warum ich nicht mit dem Taxi fahre?

„Da, schaut her, Fräulein, wie sie herumzanken“, sagte mir stolz ein Taxler, auch er mit olivenfarbener Haut, „gut dass ich mir keine Blockwohnung genommen habe, hier, oh, ich habe Sie beleidigt, denn Sie, sagten Sie, wohnen hier.“
„Ich wurde hier geboren, aber es gab schöne Villen auf der Calicilor-Brücke, es gab Gärten voller Äpfel und Weichseln und Bauern, die viel und langsam nachdachten, aber sie waren reich.“
„Ach, gnädige Frau, warum verkaufen Sie nicht, warum wohnen Sie noch unter diesen?“
„Und wo soll ich hingehen?“
„Na, kaufen Sie neben uns, am Progresu-Platz, und wir spielen abends eine Tricktrackpartie, zwischen den Blocks.“
„Also was ich für Äpfel einnehme, soll ich für Birnen ausgeben?“
„Was für Birnen, gnädige Frau? Kommen Sie zu uns nach Progresu und Sie haben alles vor der Tür, und kämpfen Sie nicht mehr zwischen denen, die aussehen, als würden sie aus dem Dschungel kommen.“
„Und wo kommen die aus Progresu her?“
„Also wir, die Mehrheit, waren in Italien und in Spanien, um uns eine Blockwohnung und einen Läufer vor die Tür zu nehmen.“
„Ach so.“
„Waren Sie in Italien?“
„Nein.“
„Tja, darum wohnen Sie, gnädige Frau, in Rahova, arbeiten Sie mal mit dem Rucksack und lassen Sie den Garten, die Veranda, den Rosengarten und das Zwitschern von ich weiß nicht welchen Vögeln.“
„Lieber Herr Taxler, schau das Geld, und ich sage dir, bevor ich nach Progresu umziehe, gehe ich lieber zu Fuß auf der Măgurele-Chaussee und habe meine Ruhe mit Katzen und Vögeln.“
„Oh, liebe Frau, wahrscheinlich werden auch Sie eine von diesen Ausgefärbten sein und man sieht es nicht, aber Sie halten sich gut für Ihr Alter und vergessen Sie mich nicht: Fănică aus Progresu, kennt jeder.“

Die Ereignisse auf der Trasse sind täglich andere. Wir könnten sagen ganz neue, wenn ich mit dem kleinen Auto neben der Tramway, die unsicher vom Unirii-Platz über den Hügel mit verstümmelten Häusern - man sagt renovierten mit breiten Brettern, verrosteten Nägeln -, nichtexistierenden Fenstern, Löchern, auf denen die Abdeckplane den großen, mit Kübelfarbe gekritzelten Text trägt „zu verkaufen“ oder „Preis verhandelbar“, einherfahre ... Sehr hässlich, eng, wie aus einer mitleidslosen Zeitrechnung in eine sicher nicht verhandelbare Zukunft geschmissen. Eh, dann wünsche ich mir, in der Tramway zu sein, am Puls der Nation, um die Fernsehnachrichten besser verstehen zu können, kommentiert von meinen Landsleuten, also jene, für die das Fernsehen Nachrichten sendet, Preise und Kultursendungen, meine Nachbarn, die Taxen zahlen, auf dem Markt einkaufen und sich an allen Direktübertragungen aus der ganzen Welt erfreuen.

„Mutter, hast du Leukämie?“, fragt ein Mädchen mit großen Augenringen, dessen Mutter es überhaupt nicht ansieht, es aber in einem Zangengriff an den Hüften festhält und Puica nennt.
„Nein.“
„Warum?“
„Weil ich keine habe.“
„Aber wer hat dir gesagt, dass ich habe? Bestimmt hast du Unsinn am Fernseher gesehen. Aber weißt du auch, was das ist, Leukämie?“
„Nein, ich frage eben.“
„Aber, warum?“
„Weil es gut wäre, wenn du hättest, damit auch du mal zu Hause bist, schau, Valis Mutter hat, und Vali ist jetzt glücklich, weil sie ein bisschen mit ihrer Mutter spielt und sie bekommen auch noch viele schöne Pakete aus dem Ausland.“
„Hör her, Puicuţo“*, und sie dreht es an den Ohren herum wie einen Korkzieher, „ich weiß nicht, was du mir sagen willst, aber wenn du Pakete willst, geh und stell dich an, auf dem Rahova-Platz, beim Rathaus, doch wenn du mit mir spielen willst, wünsch mir keine Leukämie.“
„Mutter, es tut weh!“
„Es soll dir weh tun, Mutterkind, denn auch mich hat es geschmerzt, als dein Vater mit der Brieftasche abgehauen ist.“
„Mutter, nicht Vater hat die Brieftasche genommen, Tante Didina.“
„Oh weh, aber viel Verdruss machst du mir, Puica, zuerst willst du, dass ich Leukämie bekomme, jetzt sagst du mir, dass dein Vater sich an meine Schwester Didina herangemacht hat.“
„Es tut weh, Mutter, zieh mich nicht mehr am Arm, du brichst ihn mir.“

Und so stieg eine Mutter mit ihrer Tochter aus der Tramway, an der Rahova-Haltestelle.

Die Haltestelle ist nicht klein. Sie befindet sich an einer breiten Kreuzung, ständig in Bewegung, wie eine Wanderdüne, wo die Menschen hingehen, gehen auch die Haltestelle und der Gehweg hin ... Die Trottoirs sind mit Bürgern bevölkert, die den Aussteigenden verschiedene Biogemüsesorten, Socken – elastische -, Nadeln, Bonbons in Schachteln, die aus vielen Ländern stammen, wie man spürt, wenn man sie berührt, anbieten wollen.

Die Hunde brauchen keine Riemen, sie kennen den Weg nach Hause und spielen, sich an der neuen Freiheit erfreuend. Das Viertel ist Teil des Sektors 5 und wird organisiert und überwacht vom Amt des Bürgermeisters. Die Kinder, die auf dem Rahova-Platz schon frei wurden, werden auch so bleiben. Ab und zu geben die Bauern ihnen eine Tomate, und große Autos, von irgendwo hergekommen, mit schwarzen Fenstern, öffnen kurz ihre Türen und verteilen Tüten. Ich habe manchmal den Eindruck, dass Wenige sich freuen und Viele verarmen würden, wenn der Platz verlegt oder verschwinden würde.

Ich wohne nicht dort, sondern weiter, auf der Măgurele-Chaussee, wo niemand sich mehr streitet, denn sie haben nicht worüber und warum. So dass große Stille um uns herrscht. Die Ereignisse sind in der Straßenbahn und auf dem Platz, und wer sie umgeht, weiß nicht, was er versäumt, und jene, die eine Zeit dort leben, werden sich anpassen.

Aber das ist eine andere Geschichte ...


[aus dem Rumänischen von Anton Potche]


Worterklärung
Puicuțo* = Kosename für Puica (c=k, ț=tz)

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