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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2007-08-19 | [This text should be read in deutsch] |
„Ich wüsste gern, was gleich passiert.“, liest Deniz ab - viel zu leise und fröhlich. „Ich war letztens auf der Beerdigung meiner Oma…ist nicht schön so was, obwohl der Pastor eine sehr bewegende Abschiedspredigt hielt. Er hat das ganze Leben meiner Oma noch mal wiedergegeben. Dieser endgültige Abschied fällt nicht leicht.“, antwortet ihr Maik und verliest sich zweimal dabei.
-- „STOP!“, riefst du dann immer dazwischen. „Leute! Ihr müsst das mit mehr Gefühl spielen! Ich weiß, dass jetzt die 9.Stunde ist und ihr keine Lust mehr habt, aber bitte – das ist noch nicht überzeugend genug. Ihr seid traurig, weil einer eurer Freunde gestorben ist. Ihr seid verzweifelt und ihr seid bedrückt. Und ihr müsst lauter sprechen, damit euch auch wirklich alle im Saal verstehen können. Also, noch mal von vorn die Beerdigungsszene.“ Wie sehr wir keine Lust hatten, auf dieses Theaterstück, auf diese Szenen. Koma, Tod, Beerdigung – kaum einer von uns konnte sich hineinversetzen. Wieso denn auch? Der Sommer stand vor der Tür und so was wie Tod oder Beerdigung war für uns viel zu weit entfernt. Nicht wir, nicht unser. Doch jetzt haben wir eine Beerdigung aufgeführt, so schmerzhaft und grausam, dass sie nur die Realität schreiben konnte. Deine eigene. ~~~ Sprachlos starre ich den Sarg an, in dem du liegst. Alles ist voller Blumen und durch die Fenster der Kirche fällt sanftes Licht auf dich, während dein Lieblingslied ein letztes Mal erlingt. Es wirkt so friedlich. Trotzdem passt es nicht zu dir, dort so stumm zu liegen. Ich würde viel lieber von dir angeschrieen werden oder mich mit dir streiten als zu wissen, dass du da liegst. Viel lieber als mir dich in diesem Kasten vorzustellen. Kalt und geschoren. Es will mir einfach nicht in meinen Kopf. Genauso wenig wie die Worte der Pfarrerin in meinen Kopf wollen. Sie erzählt irgendwas von Hoffnung, aber ich will ihr nicht glauben. Kann ihr nicht glauben, weil dein Tod so ungerecht ist. Der Tod passt nicht zu dir und dennoch bist du es. So schnell ging alles. Der Tumor in deinem Kopf, die Operation und dann dieser Sturz. Es ging dir wieder besser, du konntest wieder sprechen und dich bewegen. Doch dann bist du gefallen. Und dazwischen ein Abschied, der nie war. Du dachtest, du schaffst das. Und ich bin irgendwie wütend auf dich, auf dieses Leben. Weil es uns alle getäuscht hat. Vor allem dich. Vielleicht tue ich dir unrecht und es war der richtige Zeitpunkt. Aber ich kann einfach nicht glauben, dass du gehen wolltest. Als sich dein Sohn und dein Mann vor deinem Grab gegenseitig stützen und sich ein letztes, trauriges Mal von dir verabschieden, weiß ich es. Du hattest noch so viel vor, noch so viel zu erledigen. Doch es bleibt nichts als Leere, betäubende Leere. ~~~ Heute haben wir wieder geprobt – Beerdigung, Koma, Tod. Doch du hast uns keine Anweisungen mehr gegeben. Aber die brauchen wir auch nicht mehr. Wir sind alle verstummt und müssen trotzdem spielen. Als ich auf der Bühne stehe und sich meine Kehle zuschnürt, muss ich an unsere letzte Begegnung denken. Du in deiner Lederhose und mit deiner neuen Frisur, die ich furchtbar fand. All das fehlt –und noch mehr. Bald haben wir unsere Aufführung. Ich wünsche mir so sehr,dass du in der ersten Reihe sitzt und deine Arbeit sehen kannst. Ich wünsche mir, dass du siehst, was wir alles für dich gemacht haben. Damit du stolz auf uns sein kannst und du weißt, dass wir dich nicht vergessen haben. Aber du wirst nicht kommen.
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