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by [Tia ]

2008-08-17  | [This text should be read in deutsch]    | 



Ich habe mir “Sex and the City” auf DVD angesehen. Carrie spazierte mit ihren hohen Absätzen über die gepflasterten Strassen von Paris, einer Stadt von welcher sie immer geträumt hatte. Und jetzt, da sie hier war, war sie auf der Suche und fühlte sich einsam und verloren. Ihre Stadt blieb irgendwo in der Ferne, vom Wasser wie eine Sicherheitsgrenze umzingelt.
Ich bin in diesem Frühjahr nach Paris zurückgekehrt, es war trübes Wetter, 10 Grad, starker Wind und Regen. Nach einer Modenschau der Marken in der Rue Saint-Honoré verfolgte mich noch eine Weile das Bild des gelben, flatternden Kleides von Lanvin, welches eine träumerische, federleichte, irreal aussehende Frau in Szene setzte. Danach folgten die Rue du Faubourg Saint-Honoré mit einem kurzen Besuch bei der „Vogue“, und die Prachtstrasse der Mode, die Avenue Montaigne. Es regnete leicht. Die üppigen Gärten hinter den weißen Palästen waren gerade dabei aus ihrem Schlaf zu erwachen, um betörende Düfte in die Luft zu schicken. Der Reichtum war überall zu sehen, die frischen, riesigen Papiertüten mit Markennamen, die flanierenden Damen, deren Gesichter unscheinbar wirkten im Vergleich zum Funkeln der Diamanten, die sie trugen, bis zu den eleganten schwarzen Limousinen. Ich hatte den Eindruck, daß sich die Zeit hier mit einer anderen Geschwindigkeit bewegte, sie hatte etwas von der Anmut und Intensität des Lichtes in einem Glashaus.
Dior, Chanel, Yves Saint Laurent, Louis Vuitton defilierten langsam an mir vorbei, all meine Poren nahmen die Raffinesse auf, ich genoß gierig das, was der Verstand hinter den Schaufenstern vermutete und ich nicht haben konnte… Bei Caron entfalteten sich für einen Augenblick all die raren Düfte und Essenzen, befreit aus Flaschen mit Formen von Tausend und einer Nacht, das rosa Puder zwinkerte unter dem Hauch eines japanischen Fächers, das Gold glänzte an den Spiegeln, in denen ich mein Antlitz von vor zehn Jahren wiedersah: eine junge Frau, die dabei war, die Welt zu entdecken.
Ich wählte das Seine-Ufer für die Rückkehr ins Hotel. Wieder regnete es als ich vorbei am Pont des Arts ging. Es war wie ein Zufall. Zwei Menschen spazierten mit ihren Regenschirmen über die Brücke, man konnte bloß ihre Silhouetten sehen und den in Gedanken vertieften Gang. Ich spielte mit meinem Fotoapparat und fühlte mich frei. Endlich bin ich die Gespenster der Vergangenheit losgeworden, habe meine eigenen Ufer zurückgelassen. Das Pflaster der Insel Saint-Louis steht jetzt im Wasser. Ich sehe die Straßenlaterne, die langsam sinkt und trotzdem noch in der Dunkelheit leuchtet. Ich schaue sie an, ohne eine Geste zu skizzieren, ohne sie retten zu wollen, dieses starke Licht scheint die ganze Stadt zu reflektieren, vor dem Untergang… Es bleiben die Momente, die Poesie und die Farben einer Zeit, der königliche Palast mit seinen Säulen, ein nicht-definierbarer Hauch in Schwarz und Weiß, der U-Bahn-Eingang im Jugendstil, der Brunnen in einem Park mit Kirschblütengeschmack, Engelslippen bei Notre-Dame… Es bleiben der Quai wo ich so oft saß, die Schaluppe und die heitere Möwe, der aufrechte Blick der Königinnen im Luxembourg. Das Rotweinglas auf einer Bistroterrasse in Saint-Germain. Die Kaffeetasse. Ein Buch oder mehrere. Das Grab der Dichterin Marceline Desbordes-Valmore in Montmartre. Radio France und eine Fernsehaufzeichnung. Emotionen. Disneyland und meine fröhlichen Freunde…
Die Musik einer Drehorgel bringt mich zurück in die Gegenwart. Ich ruhe mich auf einer Bank aus, neben mir sind ein paar Shoppingtüten infolge meines Besuches in jener Straße, die einer langen weißen Ader gleicht, die man Hoffnung nennt. Ich habe einen chilligen Zustand an diesem leicht regnerischen und gepuderten Nachmittag. Die Poesie berührt mich, streichelt meine Finger als wolle sie auf das Papier gebannt werden. Ich genieße diese einmaligen Momente, vergänglich wie das Flattern eines Schmetterlings in der Unendlichkeit einer Blume. Eine heiße Blüte fällt aus der Sonne vor meine Füße. Plötzlich fühle ich mich umgeben vom Sommer, dessen blauer Durst nach Brunnen sucht…

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