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Bei der Granatapfelernte in Rahova – 45e
prose [ ]
Erinnerungsroman von Anni-Lorei Mainka [Almalo ] (1958 – 2014)
Compilation: Übersetzungen

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by [Delagiarmata ]

2024-06-25  | [This text should be read in deutsch]  

Literary Translation - Translations of classic and original poetry and other materialsThis text is a follow-up  | 



Abfahrten, Zuteilungen,

Die meisten der Professoren, denen ich im Kreis Argeș begegnet bin, hatten resigniert und waren müde. Der Unterschied war klein. So klein, dass er weder für mich noch für sie etwas Besseres verdient hätte.

Ihre Schicksalsergebung entsprang ihrer Lebenserfahrung. Mich trieb die „Begeisterung“ an, die von den Professorinnen als „Naivität“ apostrophiert wurde, die Professoren waren direkt und nannten sie „Dummheit“.

Der Direktor aus Găujani war der einzige etwas jüngere Professor, die anderen wähnten sich gescheit und führten ihr Selbstvertrauen auf ihr weißes Har zurück, den Bauchansatz und ihre etwas größeren Hosennummern.

Die Müdigkeit war ein Dauerzustand ohne Unterordnungen oder Abzweigungen.

Der Genosse Direktor aus Găujani war ein gutmütiger Mann, jung Wittwer geblieben, mit zwei Kindern, mit viel Verantwortung, und der, konnte ich mich überzeugen, zu allen gut war: Schüler, Hühner und den anderen Professoren.

Genosse Direktor aus Humele war ein alter Mann, eine Art Kinder-Kreisel, der, wenn Genosse Lăzărescu oder der Rumänischprofessor, auch er eine Art Vizedirektor, ihn anschubsten, sich nach Befehl drehte. Er war eben klein, heißer und beharrlich in Ideen, die nichts mit der Realität zu tun hatten. Er hat sich nicht einmal widersetzt, als meine Aktivitäten kritisiert wurden, weil man „die Genossin mit einem Museumsbesuch der Schüler ermüden“ würde. Statt dass man Lösungen gegen die allgemeine Passivität, das Desinteresse und die Ignoranz, die hier anscheinend ihr Zentrum hatten, suchte, schlossen sie Koalitionen gegen jedwede Erneuerung.

Nach vielen Ereignissen habe ich beschlossen, nie mehr zurückzugehen. Ich wurde seitens der Schulkanzlei in Humele mit dem Angebot konfrontiert, ein halbes Schwein anzunehmen, aber dafür sicher nicht mehr zurückzukommen. Ich habe das Schwein, sowieso „kostenlos“, nicht genommen und diese Welt aus dem Schatten Bukarests verlassen. Nach den Kindern habe ich mich gesehnt, sie waren verloren in einem nach Wüstensand schmeckenden Grau.

Ich war durch Zufall in dieses Dorf gekommen. Ich wollte bleiben und alles revolutionieren. Die Klassenzimmer waren zu klein, die Versprechen vom Landkreis groß, die Pläne noch größer. Die Sitzungen, an denen ich teilnahm, entsprachen nicht den Plänen. Der Direktor redete, die Professoren blickten langweilig, die sogenannten „Revolutionen“ blieben auf dem Papier, die Diskussionen arteten in Auseinandersetzungen, Streit und Hader aus. Ich habe versucht, sie anzuregen, und sie mich. Ich schlug für die Schüler wichtige Aktivitäten vor und nicht einen Dorf-Cross. Die Kinder liefen sowieso genug! Kein Anpflanzen von Tomaten war wichtig, arbeiteten sie doch eh auf dem Feld, sondern das Herrichten der mit Hühnern überfüllten Bibliothek. Auch Seidenraupen waren dort heimisch und Mäuse schliefen zwischen den Büchern. In den hermetisch abgeschlossenen Vitrinen hatten sich wahre Schimmel- und Asselkonserven gebildet. Wir sollten die Kinder in die Museen der Stadt bringen oder ihnen vom Meer und den Bergen erzählen.

Ich habe eines Tages eine Sammlung mit bebilderten Postkarten aus der ganzen Welt mitgenommen. Ja, ich habe die unschuldige Freude in den Augen dieser Kinder gesehen, die nie eine Postkarte bekommen hatten, die selbst Pitești nicht kannten, geschweige denn Bukarest, das Meer oder noch weniger die Berge. Auch ich hätte ohne diese Karten nicht gewusst, wie es in Paris oder Berlin aussieht, oder ohne Literatur und den Schilderungen einiger Professoren, die „vorher“ im Ausland studiert hatten. Reisen war ein exklusives Ereignis für Marsmenschen! Viele bemühten sich, wenigen gelang es, und deren Erfolg, „sich einen Pass zu nehmen“ für den Westen oder die USA, war geheimnisumwittert.

Dann habe ich den Kindern Servietten gebracht, Lösch- und Kaugummis, Bleistifte, Knöpfe, Bleispitzer … und sie haben sich gefreut und ich mich mit ihnen. Ja, mein Glück war Genosse Lăzărescu mit seinen Neins, sonst wäre ich doch noch mein ganzes Leben lang dort geblieben. Er hat eine Sitzung einberufen und die Aktivitäten in der „Deutschstunde “ verboten. Er hat argumentiert, ich würde „außerschulische“ Informationen verbreiten, die „entfernt von der deutschen Sprache, die die Kinder erlernen sollten“, liegen.

„Viele können nicht in rumänischer Sprache schreiben“, entgegnete ich.
„Es reicht aus, wenn sie unterschreiben können.“
„Ja, das weiß ich, aber das Alphabet ist länger als ihre Namen und für Deutsch und Englisch müssten sie in Rumänisch lernen, was ein Subjekt und ein Prädikat ist.“
„Aha, Genossin, sei vorsichtig mit deinen Worten“, sprang der Genosse für Rumänisch wie gebrannt und von der Schlange gebissen auf. Ein kleiner Mann, mit einem chaotischen, unruhigen Blick, so dass du nicht wusstest, ob er sich verstellt oder dich wirklich ignoriert. „Also Genossin, willst du sagen, dass ich sie nicht die rumänische Sprache gelehrt habe.“
„Ich weiß nicht, warum sie nichts wissen, aber es scheint so, als ob sie jemand nicht unterrichtet hat und ich das jetzt machen muss. Bevor ich ihnen Deutsch beibringe, müsste ich mit ihnen stundenlang Grammatik und einiges Wissen über die rumänische Literatur durchmachen.“
„Eh, es ist unglaublich, wie uns diese Genossin für Deutsch beschuldigt, geh du mal zurück, wo du hergekommen bist, denn wir haben uns sehr gut auch ohne diese Städterinnen zurechtgefunden. Willst du sie vielleicht zu Ingenieuren machen, wirklich?“
„Erstens kannst du ohne jedwedes Wissen nichts aus ihnen machen, aber in den Deutschstunden werden sie keine Tomaten mehr pflanzen, und auch kein Holz wird mehr geschnitten. Dass sie aber keinen Unterschied zwischen Brâncoveanu, Brâncuși oder Stefan dem Großen machen können, ist die Schuld der Professoren. Das ist hier eine ziemlich arme Gegend und Sie, die aus diesen Dörfern kommen, müssten sich um die Dorfkinder kümmern.“

Der Augenblick schien günstig zu sein, um alle Probleme auf den Tisch zu legen, nachdem der Direktor und seine Stellvertreter mich dauernd buserierten, nicht mehr zurückzukommen. Ich weiß nicht, wessen Tochter ich aus dem Deutsch-Buch abschreiben lassen und mich auf den Weg nach Bukarest machen sollte.

„Ich wünsche mir, dass kein Holz mehr aus der Schule für persönliche Zwecke entwendet wird; es ist kalt in den Klassenzimmern, ich habe Handschuhe, aber die Kinder haben keine. Aus Solidarität mit ihnen habe ich auch meine ausgezogen. Und die eingesammelten Flaschen und Einmachgläser sind zum Verkaufen, mit dem Geld kaufen wir Vorhänge oder Bücher, aber auf keinen Fall Schnaps zum Geburtstag der Professoren.“
„Eh, dann glaube ich, Genossin, dass wir uns nicht verstehen, ja, aber überhaupt nicht, Genossin!“, sagte mir der Humeleaner, prompt errötend, ein klarer Beweis für seinen nicht besonders guten Blutdruck.
„So verstehen wir uns nicht. Sie wollen, dass ich weggehe, und legen mir die Stunden so, dass ich sie nicht halten kann. Ich würde meine Jahre gerne hier verbringen, aber es hat den Anschein, dass dieses Dorf überhaupt nicht lernen will, die Professoren werden Ihnen mit Gewalt aufgehalst und das schätzen Sie gar nicht.“

Mein Mut sollte mich teuer zu stehen kommen, aber die Erfahrung von damals offenbart sich mir erst jetzt in ihrem ganzen Wesen. Die Schüler und die Putzfrau freuten sich, wenn sie mich sahen. Die in Schwarz gekleidete Alte fegte den ganzen Tag zu Hause und kümmerte sich um ihre Sachen. Abends putzte sie nach ihren Haushaltsarbeiten auch noch in der Schule. Sie machte ihre Arbeit gerne. Man sah es an der Art, wie sie im Schulhof zusammenkehrte, als wäre es ihre Schule, und nicht hochmütig mit gestrecktem Hals einherging, wie es viele, besonders die Professorinnen, die kamen, kritisierten und gingen, taten. Aber nicht so, dass die ganze Welt es hörte, sondern mit halbem Mund. Viel Gift ist in jenen Tagen zwischen den kleinen, alten, knarzenden Bänken geflossen. Die aus Humele fühlten sich sowieso als Nabel der Welt, obwohl sie einige Kilometer weiter weg von Pitești waren. Ich weiß nicht wieso, aber die Häuser in Humele waren stattlicher, die Menschen böser, sowohl untereinander als auch zu anderen.

„Liebe Kinder, warum wisst Ihr nicht, wie ein Bahnhof aussieht?“
„Wir waren noch nie in Bukarest, Genossin.“
Und das war die Wahrheit. Es wurden keine Ausflüge gemacht, es stand kein Geld zur Verfügung, niemand dachte darüber nach, was diese Kinder in Zukunft machen werden.
„Was willst du mal werden?“
„Ich will Schulfrau werden“, antwortete ab und zu ein Mädchen.
„Wie Schulfrau?“
„Ja, die Schule fegen, im Hof das Wasser für die Hühner wechseln und sauber halten bei den Seidenraupen.“

Vergessen wir nicht: In jeder Schule hatten wir die Anweisung, Seidenraupen zu züchten, die von den Schülern mit frischen, aber trockenen Maulbeerblättern gefüttert wurden. Natürlich ist es uns nie gelungen. Sie wuchsen, wurden groß und starben dann ab. Es gelang uns nicht, Vorzeigeschule zu werden, denn unsere Raupen waren entweder tot in den feuchten Blättern oder es tauchte ab und zu ein Huhn auf und pickte die auf den Bänken verstreuten Raupen auf. Mit einigen Händen voll Seidenraupen konnten wir beim Landkreis nicht aufwarten, aber wir haben uns Mühe gegeben.

„Ich will Traktorist werden!“, ruft ein Junge, als ob ich seinen Wunsch erfüllen könnte.
„Auch ich werde Traktorist, auch ich, auch ich …“

Zu viele wollten Traktoristen werden, so viele Traktoren gab es gar nicht.


[aus dem Rumänischen von Anton Potche]

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