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Poezii Românesti - Romanian Poetry

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Bei der Granatapfelernte in Rahova – 45h
prose [ ]
Erinnerungsroman von Anni-Lorei Mainka [Almalo ] (1958 – 2014)
Compilation: Ãœbersetzungen

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by [Delagiarmata ]

2024-12-08  | [This text should be read in deutsch]  

Literary Translation - Translations of classic and original poetry and other materialsThis text is a follow-up  | 



Abfahrten, Zuteilungen,

Die zwei Direktoren, der Rumänisch- und der Mathematiklehrer, stammten aus Găujani und Humele, die anderen Lehrkräfte kamen aus den Nachbardörfern, aus Pitești oder aus dem Norden des Landkreises, die sogenannten „Hügler“, weil sie von jenseits der Hügel kamen. Sie teilten ihr Schicksal mit dem der Bukarester, sie waren nicht erwünscht. Toleranz ist ein Papier schluckendes Wort, den Dorfmund kann es aber nicht zum Schweigen bringen! Die Gruppen unterschieden sich deutlich: durch den Sprachgebrauch, die Kleidung und Freizeitbeschäftigungen. Das Stricken, die Glasfische und die Farbe der Fingernägel waren die einzigen gemeinsamen Kennzeichen.

Als ich im Herbst 1981 mit dem Pendeln begann, dem sogenannten „Stapellauf “, erlebte ich den Schock des Unterschieds und besonders des „Andersseins“ als das Leben in Bukarest. Ich hatte mir vorgenommen, nie so wie die Anderen zu werden, und sollte es trotzdem passieren, vertraute ich meiner Kraft, wegzulaufen, nicht zu akzeptieren. Ich bin weder weggegangen noch -gelaufen. Ich war dort, ich blieb, ich war überzeugt, dass alles seine Ordnung hat. Nach einem Jahr hatte auch ich meine Fingernägel so gefärbt, meine Vorhänge waren billige Makramees, ich wünschte mir Fische aus Glas, bekam aber keine, weil ich nur grüne wollte, ich ging nicht mehr ins Theater, kaufte mir die gleichen Stiefel, Sandale, und abends ging ich aus Langeweile in den Trivale-Park und aß Mititei*.

Und ich wunderte mich nicht, als ich nach Bukarest kam und sich Andere ob meines Wandels staunten. Man ändert sich nicht an einem Tag oder an zwei oder neun, es ist ein Überlebensprozess. Heute frage ich mich allerdings, wessen Überleben, meins, des Dorfes, der Sitten oder schlicht und einfach des gemeinsamen Schweigens? Zu viele Fragen.

„Bist du traurig, weil du mit uns bist?“, fragten die Professorinnen aus Topoloveni, wenn wir uns im Busbahnhof sahen.
„Nein, es geht mir gut, ohne das Pendeln nach Bukarest ist es besser.“

Und ich sah mich um und wünschte mir, zu ihnen zu gehören. Es ist schwer, den Mechanismus zu beschreiben, der zum Weggehen veranlasst, nicht zu bleiben, das Fortgehen zu wählen, nicht im Trivale-Park mit der Geduld der Einheimischen auf den Bus zu warten. Es waren herzgute Menschen, gastfreundlich, aber wenn die Party vorbei war, gingen sie nach Hause, und ich kehrte zurück in meine Wohnung auf dem Hügel. Professorinnen aus Topoloveni, aus Câmpulung und Craiova haben mich zu ihnen nach Hause eingeladen. Ich bin nie hingekommen, das Pendeln und die Alltagssorgen beherrschten auch damals die Gegenwart.

Ja, schließlich hatte ich mir ein Apartment gemietet. Die Eigentümer wohnten in einem Dorf, dessen Name mir entfallen ist. Sie hatten die Wände der Wohnung in verstörenden Farben gestrichen: türkis, rosa, lauchgrün, jedes Zimmer anders. Ich habe sie nach dem Grund gefragt. „Weil diese Farben fröhlich sind, und … eigentlich wissen wir nicht“, haben sie mir geantwortet. Sie wussten nicht einmal, wie ein Wasserhahn funktionierte. Eh, sie wussten viel nicht.

Also, sie wussten nicht, dass durch das Abflussrohr unter dem Waschbecken im Bad Ratten kamen. Als ich sie informierte, dass die Ratten mir tagsüber die Socken klauten und „dass es so nicht mehr weitergehen kann“, antworteten sie mir entschlossen: „Dann bring dein Tischlicht und den Balkon aus deinem Bukarest!“ Das „Tischlicht“ war die Tischlampe.

Und auf dem Balkon hatten sie einen Schlitten befestigt, an den sie einen Truthahn gebunden hatten, den sie an Weihnacht auf dem Markt verkaufen wollten. Ja, ein leibhaftiger Truthahn, den ich bedauerte, während alle Nachbarn ihn als einen Helden feierten. Er war der allseits beliebte fröhliche Truthahn, aber an einen Schlitten gebunden auf dem Balkon im vierten Stockwerk eines Blocks am Rande von Pitești. Das war rundum mein Balkon, für den ich Miete zahlte.

Eines Abends habe ich einen Kater im Nordbahnhof gefunden. Ich habe mir gedacht, der wird die Ratten bestimmt erschrecken. Aber statt die Ratten zu vertreiben, die in meiner Abwesenheit durch das Rohr im Bad kamen und zu meiner Verwunderung nur die Socken vornehm unter die Lupe nahmen, begann er meine Zigaretten zu fressen. Eh, ich habe ihn Morris getauft, wie die damals übliche Zigarettenmarke, und damit die Biester unter dem Waschbecken ihn nicht auffressen – ich fand ihn nämlich vor Angst zitternd unter dem Polster -, habe ich ihn einer Kollegin gegeben, damit er frei in einem Weingarten herumlaufen kann. Ich habe ihn besucht, er hat mich erkannt, aber zum Schluss bin ich weggezogen und habe seine Spur verloren.

Das ist die Wahrheit: Der Probekandidat hatte ein sonderbares Leben, er war zwar Professor, aber wenn er sich nicht mit seinem Personalausweis auswies, wenn er nach dem Schicksal der gesammelten Flaschen fragte und warum die Schüler der neunten Klasse immer noch nicht gut rumänisch schreiben konnten, war er ein für die Abschiebeliste reifer Eindringling.

„Wenn ich fortgehe, was werdet Ihr tun?“
„Was wir machen werden? Das ist nicht Ihre Sache, uns würde es sehr gut tun! Dann kommt wieder meine Enkelin, denn wozu brauchen sie Deutsch, wir machen sie alle zu Kupplung-Chefs.“

Ich wusste bis dann nicht, was ein Kupplung-Chef ist. In Bukarest hatte ich noch nie von diesem Beruf gehört. Es gab nur wenig Pferdewagen am Rande der Hauptstadt, und diese Fuhrmänner waren stolze Leute, das Pferd und der Wagen waren ihr Leben. Hier auf dem Land war der Pferdewagen ein einfaches Transportmittel, wichtig, aber nicht mit dem hohen Stand der Bukarester Fuhrmänner.

„Kinder, wer wird Kupplung-Chef?“
„Alle, Genossin, alle.“
„Wie, das wollt Ihr werden?“
„Was sollen wir werden? Die Professoren lassen uns in ihren Gärten arbeiten“, antwortete mir ein Junge, der dreimal die Klasse wiederholen musste.
„Warum bist du Repetent?“
„Ich habe keine Zeit zum Lernen, ich arbeite, helfe zu Hause, muss umgraben, beim Rumänischlehrer Holz schneiden und im Schulhof Tomaten anpflanzen. Und als Vater mir untersagte, weiterhin beim Rumänischlehrer zu arbeiten“ – die ganze Klasse schwieg und kicherte, eine merkwürdige Angst hatte sich ausgebreitet -, „ließ er mich durchfallen, damit ihm jemand sein Holz schneidet.“

Ich habe es nicht gestattet, dass weiterhin im Schulhof Tomaten angepflanzt werden dürfen. Direktor C. hatte keinen Mut, sich mit den anderen Direktoren anzulegen. Er hat mich gebeten, es zu tun. Ich habe mich nicht gestritten. Ich habe versucht, mit diesen eingebildeten Patriarchen zu verhandeln. Es ist mir nicht gelungen und die Schüler kamen nicht zu ihrem Recht.

Die große Rettung kam in jenen Jahren von den Dichtern. Ja, es hatte auf den ersten Blick den Anschein, dass Pitești auf einer Hauptstraße lebt, im Busbahnhof, als würde die ganze Welt nur pendeln, das Leben kam nachher. Aber Pitești, hatte ein Herz, das dort schlug, wo du es nicht erwartet hast. Vielleicht war es Zufall oder Schicksal, dass ich Virgil Diaconu und Aurel Sibiceanu kennenlernte, so dass die letzten Monate meines Aufenthaltes in Pitești auf wundersame Weise gerettet waren. Ich wusste nicht, wie ich mir die Abende einteilen sollte zwischen den Mititei in Triviale und den Poesieabenden sowie den Diskussionen mit Philosophen über Systeme und besonders über Verse. Schade, ich habe keine Fotos gemacht, wir waren glücklich mit der Gegenwart voller Rilke, Philosophie und Wein vom Land.

Sonntags ging man mit den wenigen Deutschen aus der Region, die eine Atmosphäre längst vergangener Zeiten ausstrahlten, in die Kirche. Danach begab man sich zu den rituellen Mahlzeiten, die nach dem Schlag einer Standuhr, die im Eingang jeden wohlhabenden Hauses stand, serviert wurde. Die Uhr schlug in all ihren Ausprägungen überall gleich. Nur wie jedermann es aufnahm, war unterschiedlich.

[aus dem Rumänischen von Anton Potche]


*Worterklärungen
- Mititei = rumänisches Nationalgericht, gegrillte Fleischröllchen

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