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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2006-05-01 | [This text should be read in deutsch] |
In einem Reich, in einem Land lebten einmal ein Zar und eine Zarin. Sie hatten einen Sohn, Iwan Zarewitsch, der viel mehr Zeit mit seinen Büchern verbrachte als mit seinem Vater auf der Jagd nach Füchsen und Bären in den schönen russischen Wäldern. Der Zar und die Zarin hatten schon ein hohes Alter erreicht und so ließ der Zar eines Abends seinen Sohn zu sich kommen und sprach folgende Worte: „Mein Sohn, ich werde nicht jünger. Der Tag wird kommen, an dem ich nicht mehr die Kraft habe, das Reich zu verteidigen und mein Volk zu führen. Es wird nun Zeit, dir eine Gemahlin zu suchen“
Iwan Zarewitsch war von der Idee überhaupt nicht begeistert, aber so wie es sein Vater ausgesprochen hatte, so musste es sein! Am nächsten Tag kündigte der Zar einen großen Ball an, an dem die schönsten und reichsten Jungfrauen des Reiches teilnehmen würden. Der Prinz gab sich alle Mühe, mit allen äußerst charmant und hinreißend zu sein, aber im tiefen Inneren langweilte er sich zu Tode. Er schaffte es, unauffällig die Flucht über die Terrasse zu ergreifen und fing an, in den klaren Himmel mit seinen verzweifelten Augen zu schauen. „Kann es sein, dass es dich doch irgendwo da draußen gibt, die Frau, die mein Herz zum glühen bringen kann?“ In dem gleichen Augenblick fiel eine Sternschnuppe vom Himmel und verschwand im Osten des Horizonts. Dies gab dem jungen Prinzen wieder neue Hoffnung. Er ging zu seinem Vater und sprach: „Mein lieber Vater! Hier finde ich keine Frau, die zu mir passt. Die Richtige wohnt in einem fernen Land. Gib mir ein mutiges Ross und lass es für mich satteln, so dass ich mich morgen auf den Weg machen kann“. Der Zar war sehr von der plötzlichen Entschlossenheit seines Sohnes beeindruckt und antwortete: „So spricht ein Mann und zukünftiger Herrscher! Geh mein Sohn, du hast meinen Segen. Erkundige die weite Welt, mach neue Bekanntschaften mit fremden Kulturen und fürchte dich vor nichts. Als zuverlässiger Bursche wird dich Katoma, der Recke mit der eisernen Jacke, begleiten. Verliere ihn nie aus den Augen und dir wird nichts Böses zustoßen.“ Seine Mutter dagegen war sehr traurig, dass er gehen wollte und hatte Angst, ihm könne etwas Schlimmes auf der Reise passieren. „Mein Kind, nehme dieses Taschentuch, ich selber habe es von meiner Mutter bekommen, es soll dir Glück bringen“. Sie umarmten sich lange und dann ging der Prinz ins Bett. Im Traum sah er sich, wie er eine bildhübsche Prinzessin, gefesselt an einem weißen Fels, vor einem Drachen mit dem Kopf einer alten Frau rettete. Als er aufwachte, war er voller Energie und Zuversicht. Iwan Zarewitsch und Katoma, der Recke mit der eiserne Jacke, gingen über hohe Berge und tiefe Täler, durch dicke Wälder, bis sie auf den Bär trafen. „Fremde, ihr habt hier nichts zu suchen. Wie könnt ihr es nur wagen, euch mit mir anzulegen. Nun müsst ihr sterben!“ Der Bär fing schon an auf sie los zu gehen, da rannten die beiden so schnell ihre Beine nur konnten. Der Bär war ohne Zweifel der Schnellere, und es war nur noch eine Frage der Zeit bis er aus ihnen Honigmett machen würde. Da kam Iwan Zarewitsch eine Idee. Er kletterte auf einen dicken Apfelbaum und befahl Katoma, dem Recken mit der eisernen Jacke, im Kreis um den Baum herum zu laufen. Dem Bär wurde es schnell schwindelig und er blieb wie betäubt stehen. „In Deckung!“, kam von oben und auf einmal fiel ein regelrechter Apfelregen auf den armen Bären, der ihm das Letzte gab. Mit einem breiten Lächeln kam Iwan Zarewitsch runter, nahm einen Apfel vom Boden und biss hinein. „An apple a day keeps the bear away", wie die Engländer so schön sagen! Und so gingen sie weiter, bis sie einen alten Stein entdeckten, der schon seit einer Ewigkeit hier ruhen musste, denn Iwan Zarewitsch brauchte ein Messer, um die kleine Inschrift unter der feuchten Schicht Moos zu entziffern. Als er fertig war, laß er laut vor: „Was bin ich? Ein schmerzender Schrei morgens, ein lautes Lachen mittags, ein leises Stöhnen abends“. „Tut mir Leid, mein Herr, aber ich fürchte, Ihnen dabei keine Hilfe zu sein. Meine Muskeln liegen etwas tiefer als ihre“. Der Prinz dachte einen langen Moment nach, aber fand keine Lösung. Er war schon dabei aufzugeben, als er sich plötzlich an das erinnerte, was seine Mutter ihm eines Tages gesagt hatte. „Fühle mit deinem Herzen statt mit deinem Verstand, mein Kind. Dann wirst du nie unglücklich sein“. „Die Liebe einer Mutter!!“, kam ihm wie ein Wunder über die Lippen. Auf einmal fing der Stein an, sich zu bewegen, und sehe da, plötzlich stand ein junger Mann mit langen Haaren vor ihnen. „Gesegnet seid Ihr! Ihr habt mich von meinem Gefängnis befreit. Diese verdammte alte Hexe verwandelte mich in diesen Stein, als ich ihre wunderschöne Tochter Wassilia küssen wollte. Sie war so schön, wie man es sich nicht ausdenken, nicht ausmalen und auch nicht mit der Feder beschreiben kann.“ Der Prinz konnte seine erweckte Neugierde kaum verstecken und wollte sich sofort auf die Suche nach der schönen Wassilia machen. „Wo wohnt diese Hexe? Wir wollen ihr einen Besuch abstatten“, erkundigte er sich beiläufig. „Sieht ihr diese Tanne dort vorne? In die Richtung müsst ihr gehen, dann kommt ihr zu einer kleinen Lichtung mitten im Wald. Dort wohnt sie mit ihrer Tochter. Ob es lange währte oder kurz – sie fanden endlich die Hütte, wo die Baba Jaga wohnte. Niemand war draußen zu sehen, so dass sie sich entschlossen, an der Tür zu klopfen. Einmal, zweimal, dreimal…, endlich bewegte sich die Klinke und eine alte magere Frau öffnete die Tür mit einem breiten verfälschten Lächeln. „Entschuldigen Sie für die Störung, meine Dame“, fing der Prinz an, „ wir kommen von weit her und sind von unserer Reise erschöpft und hungrig. Eine warme Mahlzeit und einen trockenen Ort zum Übernachten sind alles, wovon wir träumen. Können Sie uns etwas zum Essen geben und ein bisschen Stroh zum Schlafen?“ „Gäste sind bei uns natürlich willkommen! Kommen sie rein“. Während Iwan Zarewitsch und Katoma es sich bequem machten, ging die Baba Jaga zu ihrer Tochter und sprach zu ihr: „Heute ist unser Glückstag, meine Kleine! Unser Gast ist kein Geringerer als Iwan Zarewitsch, der Sohn des Zaren. Mach dich hübsch, um ihn zu verführen, dann werde ich ihm im Schlaf die Hände binden. Dann wird der Zar uns eine üppige Summe in barem Gold bezahlen müssen“.Dann ging sie in die Küche um Tee zu kochen und schüttelte in die Tasse für den Prinzen ein paar Tropfen eines Liebesfilters. Aber die Tochter war so aufgeregt, Iwan Zarewitsch zu sehen, dass sie sich beeilt hatte sich umzuziehen und so kam sie in den Raum, als noch keiner der Beiden vom Tee getrunken hatte. Sie stellten ihre Tassen wieder hin, um die schöne Tochter zu bewundern, und so kam es dazu dass es Katoma war, der so schwer von der Lieblichkeit Wassilias berührt wurde, und sie ohne Vorwarnung plötzlich küssen musste. Noch an der Stelle wurde er in einen schweren Stein verwandelt. Die Alte stürzte sich auf den Prinz, aber er wehrte sich und konnte ihr ein paar Haare von ihrem grässlichen Kopf aureißen, was ihre magischen Kräfte für einen Augenblick nachlassen ließ, und so konnte er durch das Fenster springen und sich in dem dichten Wald verstecken. Er musste aber wieder zurück, um Katoma von dem Flucht zu befreien und so färbte er sich das Gesicht mit Schmutz und tauchte seinen Fellmantel gegen alte Kleider, bis er selbst für seine Freunde und Familie unerkennbar wäre. So ging er wieder zu dem Haus und zog ein als Knecht. Der Stein war verschwunden, dafür machte er aber die Bekanntschaft mit der einzigartigen Nadia, die sich um alle häusliche Aufgaben kümmern musste, Tag für Tag, pausenlos. Die Arme war ganz allein in der lichten Welt, ihre Eltern waren früh an Krankheiten gestorben. Iwan Zarewitsch bewunderte ihren Mut und noch mehr die Freude am Leben, die sie trotz ihres Schicksals noch besaß. Aus der Bekanntschaft wurde schnell Freundschaft, und aus Freundschaft Liebe. Der Prinz schrieb ihr schöne Gedichte, die nur annähernd so schön waren wie sie selbst. Er traute sich aber nicht, ihr zu sagen, wer er in wirklich war, denn er befürchtete dass sie sich dann von ihm abwenden könnte. Eines Tages aber, als beide in der Küche waren, ließ sie den Pfeffer auf den Boden fallen und so bekam Iwan Zarewitsch ein kräftiges Niesen, und in der Eile zog er das Taschentuch seiner Mutter. Nadia erkannte das Symbol der Zaren auf dem noblen Stoff und verstummte. Der Prinz erklärte ihr zögernd die Situation und sagte ihr, dass er sie zurück in seine Heimat mitnehmen und sie als seine zukünftige Gemahlin vorstellen wolle, aber Nadia verschwand in ihrem kleinen Zimmer, um allein zu sein. Erst am nächsten Tag kam sie wieder raus, und sagte zu dem Prinz: „Es tut mir Leid, aber ich kann nicht mit dir gehen. Unser Leben ist so unterschiedlich. Was würde dein Volk sagen, wenn es erfährt, aus welchen bescheidenen Verhältnissen ich komme? Warum suchst du dir keine Frau in deinem Land?“ Mit jedem Tag wurde die Miene des Zarensohnes schlechter. Was auch immer der Prinz versuchte, um sie zu überreden, bliebt ohne Erfolg: das schöne Hausmädchen verharrte in ihrer Position. Schließlich gelang es ihm eines Tages, die Baba Jaga zu belauschen, und dabei erfuhr er, wo und wie er Katoma von seinem Fluch befreien konnte. Gehört, getan… Katoma war nun wieder auf seinen eigenen Füßen und überredete Iwan Zarewitsch sich unverzüglich auf den Heimweg zu machen. Vorher wollte er sich aber noch ein letztes Mal mit Nadia treffen. Er konnte sie aber nirgendwo finden, so dass er ein kleines Herz an einem der schmutzigen Fenster mit seinem Finger malte, in der Hoffnung, dass sie es beim Fensterputzen sehen würde. Der Zar und die Zarin freuten sich sehr, dass Iwan Zarewitsch gesund und am Leben zurückkam, und ordneten noch am gleichen Tag ein großes Fest an. An dem Abend fand sich der Prinz wieder auf dem Balkon und starrte in den leeren Himmel. Doch dieses Mal sah er keine Sternschnuppe. Auch an den nächsten Tagen, Wochen und Monaten nicht. Das Mädchen ging ihm nicht mehr aus dem Sinn, die Wärme ihrer Stimme und ihre leidenschaftlichen Augen waren stärker als jeder Liebestrank. An der Anordnung der Sterne konnte er sogar die Konturen ihres ganzen Körpers erkennen. Genauso wie die Himmelskörper war sie aber auch unerreichbar geworden. Der Zar machte sich zunehmend Sorgen und beschloss, der ganzen Sache ein Ende zu setzen. “Mein Sohn“, sprach er zu dem Prinz, „ich kann nicht mehr lange zusehen, wie du nur so vor dich hin lebst und deine Zukunft vergeudest. Ist sie es denn wirklich Wert, diese Frau, von der niemand etwas weiß?“ Der Prinz fand nicht die passenden Worte, um seine Gefühle zu beschreiben; so blieb er stumm. Sein Vater fuhr fort: „Siehst du! Dann wirst du auch einverstanden sein, wenn ich dich mit ein paar gut angesehenen Brautkandidatinnen bekannt mache?“. „Wenn es sein muss“. „Es muss“, antwortete der Zar. Iwan Zarewitsch sah sich die erste Kandidatin kurz an und sagte „Sie soll es sein! Benachrichtigen sie meinen Vater über meine Wahl“. Dann verschwand er aus dem Raum. Der Tag der Hochzeit rückte nun immer näher. Iwan fühlte sich wie ein Gefangener, der auf den Tag seiner Hinrichtung wartet. Am letzten Abend vor der Hochzeit ging er noch ein letztes Mal auf den Balkon die Sterne beobachten. Ringsherum herrschte eine große Ruhe. Nur eine einsame Eule war zu hören. Die Wehmut ließ seine Augen nass werden und eine Träne fiel vom Balkon auf die Feder der Eule. Dann hörte man das Knirschen eines Astes und ein lautes Lachen. Der Prinz beugte sich über die Balustrade und schaute nach unten, und fast wäre er über Bord gefallen als ihm klar wurde, wer gerade versuchte, mit nassem Hintern aus dem Matsch zu kommen! Er ging schnell die Treppen runter, ließ in der Eile sogar einen wertvollen Kübel fallen, und presste sie gegen seine Brust. Die Welt der Märchen war auf einmal wieder in Ordnung. „Die böse Hexe war auf unsere Liebe eifersüchtig geworden, als sie das Herz gesehen hatte und hat mich in diese Eule verwandelt. Nur eine Träne aus purer Liebe konnte mich noch befreien. Ich hätte nicht gedacht, dass du so viel für mich übrig hättest, mein Prinz“, sagte sie und küsste ihn auf den Mund. Und so lebten sie glücklich zusammen bis an ihr Ende. |
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