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Fritz!
prosa [ ]
von Atropa Belladona [Cafe]
Serien: Ãœbersetzungen

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von [Delagiarmata ]

2009-04-18  |   

zum Originaltext  | 



Lieber Freund,

erfahre von mir, dass ich wohlauf bin, was ich Dir auch wünsche.

Aber jetzt schreibe ich Dir bloß, um Dir kundzutun, dass wir, das deutschen Forscherteam, mit dem ich schon seit so vielen Jahren zusammenarbeite, und einige helle japanische Köpfe, eine große Errungenschaft zu vermelden haben: Durch verschiedene genetische Manipulationen, haben wir endlich eine neue Rasse nützlicher Hunde gezüchtet, eine hervorragende Rasse, die, eine Person witternd, erkennen kann, welchen Deliktes diese sich schuldig gemacht hat! Wenn der Vierbeiner sein rechtes Pfötchen auf das betroffene Individuum legt, hat dieses sich bestechen lassen, wenn er mit seiner Schnauze an dessen linker Tasche herumschnüffelt, hat es vom Staat gestohlen, tut er das Gleiche an der rechten Tasche, hat es eine physische Person beklaut ... und so weiter ... Was soll ich mehr sagen? Ein Wunder von einem Hündchen!

Obwohl der Erfolg durch unzählige Tests bestätigt ist, werden wir die Information vorläufig nicht publik machen, um dieses genetische Wunder, das in nur einigen Jahren die ganze Welt von Dieben säubern wird, je besser zu schützen.

Aber aus Liebe zu dem Ort, in dem ich jene wunderschönen Jahre meiner Kindheit verbracht habe und wo schon meine Großeltern geboren wurden, werde ich Euch trotzdem ein Exemplar schicken, doch erst nachdem Du die nötigen Kontakte zu den Lokalbehörden geknüpft hast und diese Dir bestätigt haben, dass sie keine Mühe zur Pflege und Sicherheit dieses unsagbar wertvollen Exemplars scheuen werden!

Jetzt umarme ich Dich und warte ungeduldig auf Deine Antwort.

Mit Liebe, Dein Freund aus der Kindheit

Tillică W.
29. März 2009, Berlin

PS: Ich habe vergessen, Dir zu sagen, dass dieses Wunder eines Vierbeiners Fritz heißt!

Derselbe T.

* * *

Lieber Freund,

Dein gestern Abend empfangener Brief hat mich unsagbar erfreut, so dass ich heute Morgen schon zur ersten Dienststunde im Rathaus mit dem Brief zwischen den Zähnen vorstellig wurde! Der Zufall wollte es, dass gerade alle Gemeindehonoratioren, mit dem Bürgermeister und dem Pfarrer, für was weiß ich welche außerordentliche Sitzung anwesend waren. Mein Gott, haben die sich gefreut, als sie von dem Glück, das über sie gekommen ist, erfahren haben. Du kannst Dir die Freude und Stupefaktion in ihren Gesichtern nicht vorstellen! Minutenlang haben sie kaum noch geatmet, wurden sogar bleich von so langem Luftanhalten... Bis sie sich erholt hatten, ging ich auf eine Zigarette hinaus, hörte aber von dort ihre Jauchzer und Befriedigungsausrufe, ja mir schien sogar, dass sie eine Hora* tanzten, nach meiner Rückkehr ins Büro hatten sie erregte Gesichter und ziemlich zerknitterte Anzüge... Oder haben sie vielleicht gerauft, weil jeder Fritz in seine Obhut nehmen wollte?! Ich weiß es nicht und denke halt auch...

Leider kamen sie nach etlichen Stunden Diskussionen und Erörterungen zu dem Schluss, dass wir das Risiko, etwas so Wertvolles anzunehmen, nicht eingehen können, sind die bescheidenen Bedingungen in unserem Land, betreffend der Tiere, ob zwei- oder vierbeinig, doch hinlänglich bekannt. Zusätzlich, wie man so sagt, droht uns mit dieser Krise auch eine Tierseuche, richtig wütend..., also sind wir mit großem Bedauern genötigt, Dein Geschenk vorläufig abzulehnen. Um Dich aber von ihrer großen Zuneigung zu Fritz zu überzeugen, haben die Abgeordneten, trotz ihrer Armut in diesen Krisenzeiten, 25.000 Euro gesammelt und sie mir mit Gewalt in die Tasche gesteckt, damit ich sie Dir schicke und Du so fürderhin für Fritz sorgen kannst, wenigstens bis zu den nächsten Wahlen, wenn vielleicht auch die Krise zu Ende geht... Der Pfarrer hat mir sogar einen Schwur mit der Hand auf der Bibel abgerungen, dass ich Dich nicht den Fehler begehen lasse, Fritz zu opfern, indem Du ihn uns schickst...

Jetzt umarme ich Dich mit Liebe und warte, dass Du mir mitteilst, wie ich Dir das Geld schicken soll.

Mit Liebe, Dein Freund aus der Kindheit

Gheorghe Ghiduşu
1. April 2009, Klaudorf

PS: Ich denke trotzdem, ob es nicht vielleicht gut wäre, wenn Du Fritz unseren Auserwählten in Bukarest schicken würdest?! Dort gibt’s andere Möglichkeiten und ich glaube, sie werden alles Erdenkliche tun, dass der vierbeinige Detektiv zur Verbesserung der Lage im Lande beitragen kann, wie auch zur Behebung der Korruption, besonders weil auch das Abkommen mit der FMI* uns bevorsteht...

Derselbe G.

* * *

Lieber Freund,

Deine Antwort hat mich sehr betrübt, aber ich habe Deinen Rat befolgt und auch einen Brief an die Offizialitäten in Bukarest geschickt. Schon nach zwei Tagen bekam ich eine Vorladung zur Rumänischen Botschaft in Berlin, wo der Botschafter höchst persönlich mir mit tiefem Bedauern mitteilte, dass sie sich aus den gleichen objektiven Gründen wie jene der Lokalbehörden in Klaudorf gezwungen sehen, mein Geschenk abzulehnen... Aber sie haben mir aus ihrer ganzen Armut eine Million Euro gegeben, damit ich ihnen versichere, dass Fritz unter den besten Bedingungen in meiner Betreuung bleibt... Dann zwang mich der Botschafter, freiwillig und von niemand genötigt eine Erklärung zu unterschreiben, durch die ich mich verpflichtet habe, dass ich dafür sorgen werde, dass Fritz das Land zumindest bis zum Wechsel der jetzigen Regierung nicht betreten wird...

Unter diesen Bedingungen kannst Du die 25.000 Euro ruhig selbst behalten!

Jetzt, lieber Freund, bleibt uns nichts mehr, als auf den 1. April zu warten, wenn unser Genetikerteam eine neue leistungsstarke Affenspezies fertig haben wird, die, sagt man, jeden literarischen Text lesen und die wertlosen sofort erkennen kann... denn, wie Du auch weißt, wurde der Rumäne als Dichter geboren. Was sagst Du, glaubst Du, wir werden wenigstens nächstes Jahr am 1. April Chancen haben, ein Exemplar ins Land einzuführen?

Mit Liebe, Dein Freund

Tillică Wirrspiegel

7 April 2009, Berlin


[Ãœbersetzt von Anton Potche]


Anmerkungen*:
Hora = rumänischer Volkstanz
FMI (Fondul Monetar Internaþional) = Internationaler Währungsfond

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